Verfasst von: dieTauschlade | 23 April 2012

welttag des buches


[…]
denn was er als Philologe in sich herumtrug, war in der Tat
nichts weniger als eine ganze Welt, oder vielmehr mehrere ganze Welten […]
(Pascal Mercier: Nachtzug nach Lissabon)

zum welttag des buches werden bei der aktion lesefreunde in diesem jahr 1.ooo.ooo bücher von 33.333 menschen an ihre freunde verteilt. nach dem hinweis eines bloggerkollegens, hatte ich mich als bücherverteilerin beworben und konnte heute tatsächlich einen karton voll von mascha kalékos in meinen träumen läutet es sturm aus der buchhandlung meines vertrauens mitnehmen.  diese gedichtesammlungen warten nun darauf, verteilt zu werden und menschen in eine andere zeit und welt (nämlich in das wunderbare berlin der 192oer und 193oer jahre) zu entführen. sehr gerne würde ich auch ihnen solch lyrische reise ermöglichen und verschenke|verlose ein paar dieser gedichtbände. hinterlassen sie einfach einen kommentar mit einem zitat zum thema lesen| bücher | literatur oder aber ihrem lieblingsgedicht.

Antworten

  1. mein Lieblingsgedicht

    An Anna Blume
    Oh Du, Geliebte meiner 27 Sinne, ich liebe Dir!
    Du, Deiner; Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – wir?
    Das gehört beiläufig nicht hierher!
    Wer bist Du , ungezähltes Frauenzimmer, Du bist, bist Du?
    Die Leute sagen, Du wärest.
    Laß sie sagen, sie wissen nicht, wie der Kirchturm steht.
    Du trägst den Hut auf Deinen Füßen und wanderst auf die Hände,
    auf den Händen wanderst Du.
    Halloh, Deine roten Kleider, in weiße Falten zersägst,
    Rot liebe ich, Anna Blume, rot liebe ich Dir.
    Du, Deiner, Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – – wir?
    Das gehört beiläufig in die kalte Glut!
    Anna Blume, rote Anna Blume, wie sagen die Leute?
    Preisfrage:
    1.) Anna Blume hat ein Vogel,
    2.) Anna Blume ist rot.
    3.) Welche Farbe hat der Vogel.
    Blau ist die Farbe Deines gelben Haares,
    Rot ist die Farbe Deines grünen Vogels.
    Du schlichtes Mädchen im Alltagskleid,
    Du liebes grünes Tier, ich liebe Dir!
    Du Deiner Dich Dir, ich Dir, Du mir, – – – – wir!
    Das gehört beiläufig in die – – – Glutenkiste.
    Anna Blume, Anna, A – – – – N – – – -N- – – – -A!
    Ich träufle Deinen Namen.
    Dein Name tropft wie weiches Rindertalg.

    Weißt Du es Anna, weißt Du es schon,
    Man kann Dich auch von hinten lesen.
    Und Du, Du Herrlichste von allen,
    Du bist von hinten und von vorne:
    A – – – – – – N – – – – – N – – – – – -A.
    Rindertalg träufelt STREICHELN über meinen Rücken.
    Anna Blume,
    Du tropfes Tier,
    Ich – – – – – – – liebe – – – – – – – Dir!

    Kurt Schwitters // um 1919

    • Mich fasziniert es ja, dass diese ganzen ‚alten‘ Dichter schon so einen ‚modernen‘ Schreibstil haben.
      (Aber vielleicht kommt es mir auch nur so vor, weil A-N-N-A einfach so sehr an das Stück von Freundeskreis erinnert…)

  2. Mit meinem Vorgänger kann ich leider nicht mithalten aber ich finde die Aktion toll. Natürlich bin ich zu spät dran, um mich zu bewerben, dafür mach ich bei Dir mit :-).
    Danke für diese Aktion und
    Liebe Grüße
    Iris

    • Dieses Mal gingen die Exemplare an die vier Kommentatorinnen mit den Gedichten. Aber die nächste Verlosung kommt bestimmt…
      Viele Grüße!

  3. auch ich mache bei der aktion mit, hättest du lust mir ein exemplar zu schenken bzw. eines zu tauschen?

    • Leider hatte ich nur 4 Exemplare für dieTauschlade reserviert, so dass ich mich dieses Mal für die Gedichteschreiberinnen entschieden habe. Aber vielleicht ja das nächste Mal…

  4. Eine tolle Aktion zum Tag des Buches. Ich habe gerade Mascha Kaléko „Die paar leuchtenden Jahre“ gelesen. Ein wunderbares Lese-Buch, das viele ihrer Gedichte, Kinder- und Blumengedichte, Chansons, Lieder und auch die Biographie „Aus den sechs Leben der Mascha Kaléko“ von Gisela Zoch-Westphal enthält.
    Spontan fallen mir zwei Lieblingsgedichte ein:

    Man braucht nur eine Insel
    Allein im weiten Meer
    Man braucht nur einen Menschen,
    Den aber braucht man sehr.

    Mascha Kaleko

    und dieses:

    Mein schönstes Gedicht ?
    Ich schrieb es nicht.
    Aus tiefsten Tiefen stieg es.
    Ich schwieg es.

    Mascha Kaleko

    Und bei dieser Gelegenheit ein DankeSchön an die Tauschlade für die vielfältigen anRegungen! Wunderbar hier einzukehren.

    Liebe Grüße aus dem sonnigen Kopenhagen
    Erika

    • Das untere Gedicht von Mascha Kaléko kannte ich gar nicht, las es gerade an dem Morgen, an dem Du Deinen Kommentar schriebst, und fand es wunderbar! Wie schön, dass es Dir ganz genauso geht! Herzlichen Dank für die beiden Lieblingsgedichte.

  5. Statt eines Lieblingsgedichtes von mir ein Link zu einem sehr schönen Artikel zu diesem Anlass! Mit einem Satz, der mir gerade wieder einmal das ins Gedächtnis gerufen hat, was ich am Lesen mag:

    „Literature doesn’t just make us smarter, however; it makes us us, shaping our consciences and our identities.“

    http://www.theatlantic.com/entertainment/archive/2012/03/a-slow-books-manifesto/254884/

    Grüße aus dem sonnigen Berlin,
    Petra

    An Mascha Kaleko wurde ich letztes Jahr in Leer im tiefsten Ostfriesland erinnert, wo in einer Aktion SchülerInnen Gedichte /Sätze von ihr an Wände gesprayt waren.
    A visit in Leer, Ostfriesland.

    • Die Aktion ist klasse! Herzlichen Dank für den Hinweis!
      Und auch für das Zitat – das kommt direkt an eine passende Stelle in mein literarisches Schatzheft!
      (Das Buch ist verpackt, ich benötige nur noch Deine Adresse… :o))

  6. Gestern, am Tag des Buches – ich habe mir gerade eine Woche Urlaub verordnet – habe ich gelesen und gelesen und gelesen… Ich war offline und habe Dich nicht auf ‚dieTauschlade‘ geschaut.
    Und als ich gerade die wunderbare Entdeckung der Bücherverlosung las, habe ich mir erst einmal einen Tee gekocht, ein Stück Gugelhupf abgeschnitten und nun sitze ich da und sinne nach…

    Mehrere Gedichte von Ulrich Schaffer kommen mir in den Sinn…
    Eins schrieb mir mein Liebster mir vor fast 35 Jahren ab und steht, inzwischen laminiert, im Wohnzimmerregal. Ich buchstabiere es immer noch. Es beginnt mit den Worten: „Liebe ist ein Gefühl, das man lernen muss…“

    Ein anderes Gedicht, des gleichnamigen Autors und Fotografen, findet sich in dem Buch „Im Aufwind“:

    Der Löwenzahn überzeuget mich
    Die Flügel des Aufwinds zu nehmen
    Und mit meinem Fallschirm
    In Feindesland zu fliegen
    Dort zur Erde zu fallen
    Füsse auf mir zu spüren
    Unschön zu werden
    Zu sterben
    Aber so eine Generation Flieger
    Ins Leben zu rufen

    Auch viele Bonhoefferworte kommen mir in den Sinn. Sie sind mir Wegbegleiter im Handgepäck:

    Wo Gottes Wort bei mir ist, finde ich in der Fremde
    meinen Weg, im Unrecht
    mein Recht, in der Ungewissheit
    meinen Halt, in der Arbeit
    meine Kraft, im Leiden die Geduld.

    Wunderschön finde ich die philosophischen Gedanken die Michael Ende ‚Meister Hora‘ in den Buch ‚MOMO‘ in den Mund legt:

    „Wenn die Menschen wüssten, was der Tod ist, hätten sie keine Angst mehr vor ihm, und wenn sie keine Angst mehr vor ihm hätten, dann könnte ihnen niemand mehr die Lebenszeit stehlen.“

    … oder einfach das Gedicht von Reiner Kunze welches in meiner Küche hängt:

    Fast ein Gebet

    Wir haben ein Dach
    und Brot im Fach
    und Wasser im Haus,
    da hält man’s aus.

    Und wir haben es warm
    Und haben ein Bett.
    O Gott, dass doch jeder
    Das alles hätt!

    … so liebe Fee, suche dir ein Gedicht/einen Gedanken heraus und ziehe bei der Verlosung: Mich!

    • Das Küchengebet berührt mich sehr.
      Dach, Brot, Wasser, ein warmes Bett – wie glücklich ich bin, dies alles zu haben!

  7. Dann hüpfe ich doch auch in den Lostopf und drück mir selbst die Daumen ;o) So viele Gedichte die ich mag, aber dies hier begleitet mich schon viele Jahre…

    ottos mops

    ottos mops trotzt
    otto: fort mops fort
    ottos mops hopst fort
    otto: soso

    otto holt koks
    otto holt obst
    otto horcht
    otto: mops mops
    otto hofft

    ottos mops klopft
    otto: komm mops komm
    ottos mops kommt
    ottos mops kotzt
    otto: ogottogott

    aus: Ernst Jandl, Der künstliche Baum & Flöda und der Schwan

    • Hihi, ein wunderbar quietschfideles Gedicht (trotz mopsKotze). Ich glaube, das gefällt auch dem Göttergatten sehr.
      Ein letzter Tauschladen-Gedichtband ist auf dem Weg zu Dir :o)

      • Wie jetzt? ICH? Gewonnen? Nein, kann doch gar nicht sein… habe doch gelesen, daß die 3 anderen Damen gewonnen haben. Sowas wunderbares an diesem verregneten Freitag!!!
        Ganz herzlichen Dank! Ich freue mich sehr!!!

        Von woher kommt das Glück

        Vor und zurück,
        woher kommt es, das Glück?
        Kommt`s vom Lotto.
        kommt`s von Luise,
        aus dem Himmel,
        aus der Sommerwiese?
        Kommt`s von Gott,
        vom Frühaufstehn?
        Vom unentwegten Nach-Innen-Sehn?
        Kommt`s aus der Südsee,
        kommt´s aus der Nähe,
        die ich spüre, wenn ich dich wiedersehe?
        Liegt`s auf dem teller,
        kommt`s aus der Flasche
        oder der dicken Westentasche?
        Aus Champagner und Hummer und Lachsschinken rot
        oder aus Müsli und Vollkornbrot –
        viele die`s suchten in Jahren und Stunden
        haben nicht einmal seinen Schatten gefunden.
        Frag den Professor, frag die Kälber,
        sie dozieren, sie blöken, sie wissen es nicht –
        ich sage es dir: es kommt von
        selber!

        Fredrik Vahle aus „Der Himmel fiel aus allen Wolken“

        • Ja, ich hatte mich da wohl falsch ausgedrückt. Jede Gedicht-Hinterlasserin erhielt ein Buch – da ich Deine Adresse aber schon hatte, sprach ich nur die drei anderen Damen an. Das nächste Mal versuche ich, mich wieder klarer zu fassen… :o)

  8. ich verlose derzeit angestiftet durch den Welttag des Buches auch ein Buch auf meinem Blog! :)

  9. […] hat das eintüten der bücher aufgrund anderer verpflichtungen etwas länger gedauert, doch heute habe ich es endlich geschafft. […]

  10. sich an den händen fassen
    die augen zumachen
    und losrennen

    daran
    dass euch dieser wunsch überfällt
    erkennt ihr
    die ankunft der liebe

    dann
    dürft ihr nicht zögern

    fasst euch an den händen
    macht die augen zu
    rennt los

    paris, 1.mai 1977

    alfred andersch

  11. Danke fürs Buchgeschenk!

  12. Zuerst kam das Buch, hier kommt nun eines meiner Lieblingsgedichte (von R. Kunze):

    Das ende der kunst

    Du darfst nicht, sagte die eule zum auerhahn,
    du darfst nicht die sonne besingen
    Die sonne ist nicht wichtig

    Der auerhahn nahm
    die sonne aus seinem gedicht

    Du bist ein künstler,
    sagte die eule zum auerhahn

    Und es war schön finster
    —————————————————————-

    Ganz ganz liebe Grüße nach Berlin, und nochmal DANKE!

  13. […] Ho subito adorato lo stile di Mascha Kaléko. Il libro con una raccolta di sue poesie me l’ha mandato la meravigliosa Mirjam da Berlino in occasione di un‘iniziativa basata sulla giornata mondiale del libro. […]

  14. […] diesjährigen welttag des buches (wenn auch etwas verspätet) habe ich wieder die möglichkeit, kurzzeitig eine kleine gratisbücherei zu eröffnen und dieses mal einen sehr […]

  15. […] dass die initiatoren der aktion blogger schenken lesefreude in diesem jahr dazu aufforderten, am welttag des buches nicht einfach einen stapel ausgegebener bücher zu verlosen, sondern sich alternative formen zu […]


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